Warum braucht Fertigfutter Zusätze?
Fertigfutter (Nass- und Trockenfutter) wird bei der Herstellung erhitzt oder anderweitig verarbeitet, wodurch wichtige Nährstoffe verloren gehen. Besonders betroffen sind die B-Vitamine, die hitzeempfindlich sind und in vielen Fertigfuttern nicht in ausreichender Menge enthalten sind. Daher kann ein Fertigfutter ohne Zusätze niemals komplett bedarfsdeckend sein.
Einige Hersteller ergänzen Vitamine und Mineralstoffe, um den Nährstoffverlust auszugleichen. Manche setzen dabei auf „natürliche“ Quellen wie Bierhefe, die B-Vitamine liefert. Allerdings fehlen oft detaillierte Analysen, die zeigen, ob der tatsächliche Bedarf des Hundes gedeckt wird.
Da B-Vitamine wasserlöslich sind und nur begrenzt gespeichert werden können, müssen sie regelmäßig zugeführt werden. Sie sind nicht deklarationspflichtig, weshalb es für den Verbraucher oft unklar bleibt, ob ein Futter ausreichend damit ausgestattet ist. Daher werde ich dir in deinem Futterplan immer eine gezielte Ergänzung von B-Vitaminen empfehlen, sofern das Fertigfutter hier Defizite aufweist.
Warum Skepsis gegenüber Zusatzstoffen oft unbegründet ist
Viele Hundehalter legen Wert auf ein Futter ohne Zusatzstoffe, unabhängig davon, ob die enthaltenen Zutaten eine ausreichende Versorgung ermöglichen. Allerdings gilt: Ein Futter ohne Zusätze ist nur dann sinnvoll, wenn alle essenziellen Nährstoffe bereits durch die Zusammensetzung abgedeckt sind.
Fehlen bestimmte Nährstoffe, kann ein Futter ohne Zusatzstoffe langfristig zu einem Mangel führen. In diesem Fall sind gezielte Ergänzungen sinnvoller, als das Risiko einer Unterversorgung einzugehen.
Welche Zusatzstoffe gibt es?
1. Sensorische Zusatzstoffe
Diese dienen in erster Linie dazu, das Futter optisch oder geschmacklich zu verändern. Sie umfassen:
- Farbstoffe (für den Halter, nicht für den Hund)
- Geschmacksverstärker (um die Akzeptanz des Futters zu erhöhen)
2. Ernährungsphysiologische Zusatzstoffe
Diese sind die wirklich wichtigen Zusätze, die einen Nährstoffmangel ausgleichen und zur Gesundheit des Hundes beitragen. Dazu gehören:
- Vitamine (z. B. A, D, E, B-Komplex)
- Mineralstoffe (z. B. Kalzium, Magnesium, Phosphor)
- Spurenelemente (z. B. Eisen, Kupfer, Zink, Jod)
Leider sind nur die Zusatzstoffe deklarierungspflichtig, für die es eine gesetzliche Höchstmenge gibt. Das betrifft vor allem Spurenelemente sowie die Vitamine A und D.
3. Technologische Zusatzstoffe
Diese verbessern die Haltbarkeit und Verarbeitung des Futters. Dazu gehören:
- Stabilisatoren und Emulgatoren (z. B. zur Konsistenzverbesserung)
- Konservierungsstoffe (gegen Verderb durch Bakterien, Pilze oder Schimmel)
- Antioxidantien (um Fette vor dem Ranzigwerden zu schützen)
Konservierungsmittel
Hierzu zählen unter anderem:
- E 200 (Sorbinsäure)
- E 201 (Natriumsorbat)
- E 202 (Kaliumsorbat)
Diese Stoffe sind erst notwendig, wenn der Feuchtigkeitsgehalt eines Futters über 14 % liegt.
Antioxidantien
Diese verhindern die Oxidation von Fetten im Futter. Natürliche Antioxidantien sind beispielsweise:
- Vitamin E
- Rosmarinextrakt
Synthetische Antioxidantien wie BHA, BHT oder Ethoxyquin sind jedoch umstritten, da sie im Verdacht stehen, gesundheitliche Risiken wie Allergien oder krebserregende Wirkungen zu haben.
Deklarationspflicht – Was muss angegeben werden?
Deklarationspflichtig sind nur die ernährungsphysiologischen Zusätze, für die gesetzliche Höchstmengen in der EU festgelegt wurden. Das betrifft insbesondere:
- Spurenelemente (z. B. Zink, Kupfer, Jod)
- Vitamin A und D
Wenn ein Hersteller Nährstoffe über natürliche Zutaten wie Lebertran oder Seealgenmehl hinzufügt, muss der Gehalt nicht deklariert werden.
Was bedeutet das für die Futterbewertung?
- Die angegebene Menge eines Zusatzstoffs bezieht sich nur auf den künstlich hinzugefügten Anteil.
- Ein Futter kann bereits natürliche Jodquellen enthalten (z. B. Seealgen), aber nur der zusätzliche Jodgehalt wird ausgewiesen.
- Allgemeine Begriffe wie „Antioxidantien“ reichen aus, ohne dass offengelegt wird, ob es sich um natürliches Vitamin E oder problematische BHA/BHT handelt.
- Verdickungsmittel wie Johannisbrotkernmehl müssen häufig nicht deklariert werden, obwohl sie Allergien auslösen können.
Fazit
Zusatzstoffe sind nicht grundsätzlich schlecht – sie sind oft notwendig, um eine bedarfsgerechte Fütterung zu gewährleisten. Besonders B-Vitamine sollten ergänzt werden, da sie durch die Verarbeitung verloren gehen.
Die Deklaration gibt jedoch nicht immer vollständigen Aufschluss über die tatsächliche Zusammensetzung. Wer ein hochwertiges Fertigfutter sucht, sollte daher nicht nur auf das Etikett achten, sondern auch die Zusammensetzung und die Nährstoffanalyse kritisch prüfen.